Von TANKRED STACHELHAUS
Takeshi’s Castle,
Tamagotchi, Hello Kitty: Welche kulturellen Errungenschaften auch immer in den
vergangenen Jahren von Japan nach Europa schwappten, sie konnte es kaum mit dem
Einfluss des Landes auf die Entwicklung der westlichen Kunst vor über 100 Jahren
aufnehmen. Künstler wie Manet, Degas, Cézanne, van Gogh, Bonnard und Vuillard
waren hin und weg über das, was da nach der 1854 erzwungenen Öffnung Nippons
seinen Weg nach Paris fand. „Diese Leute haben uns eine andere Art der
Bildkomposition gelehrt, daran besteht nicht der geringste Zweifel“, befand
Claude Monet im Jahre 1920 über die japanischen Meister – was einem nun das
Museum Folkwang in Essen bestätigt.
Die Schau
„Impression Japan“ ist höchst didaktisch aufgebaut. Kuratorin Sandra Gianfreda
legte den Schwerpunkt auf den Zeitraum von 1860 bis 1910, dem Anfang und der
„Japonisme“ genannten Hochphase der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich.
Was mit dem Auftauchen japanischer Motive als schmuckes Beiwerk in Gemälden
beginnt, führt über die Übernahme von einzelnen Stilmitteln hin zur
Verinnerlichung der Bildsprache.
Die Japaner
teilten mit den französischen Impressionisten die Faszination für den
Augenblick, für den Alltag, für den Mensch in der Natur, fürs einfache Leben und
fürs Theater. Aber sie gingen viel radikaler vor, zeigen einen Straßenzug durch
die Beine von Pferden hindurch, die fast die Hälfte des Bildes einnehmen. Meere,
Landschaften, Menschen – vieles erscheint kühner, drastischer und
dramatischer.
Die Stars der von
E.ON gesponserten Ausstellung sind ohnehin nicht die in deutschen Museen
gefühltermaßen immer wieder aufs Neue zusammengewürfelten Klassiker der Moderne,
sondern Künstler wie Utagawa Kunisada (Toyokuni III) (1786-1865), Utagawa
Hiroshige (1797-1858) oder Katsushika Hokusai (1760-1849). Letzterer soll das
bis heute für japanische Comics gebräuchliche Wort „Manga“ geprägt haben.
Inmitten der
Ausstellung sitzt man in Monets nach japanischem Vorbild angelegten Garten, und
meint fast auf den umgebenden Gemälden, die Blumen riechen zu können und das
Wasser plätschern zu hören. Hier wird in Essen am deutlichsten, dass in der
Kunst des Westens die Sonne aufgeht.
Monet, Gauguin,
van Gogh ... Inspiration Japan
Museum Folkwang,
Essen
Bis 18. Januar
2015
(Aus: KUNSTZEITUNG 11/2014)